Kristall in Mineralwerkstoff

Herausforderungen anzunehmen sind wir gewöhnt. Dass wir bisher nie in eine Schublade greifen und eine bereits existente Lösung auf ein anderes Projekt übertragen können, auch. Beim Objekt „Kristall“ für die Eingangshalle der HypoVereinsbank in München wurde es ganz besonders spannend.

Zunächst stand ein polygonaler Körper über 3 Stockwerke als Entwurf. Die Architekten der Henn GmbH wollten dem zentralen Eingangsbereich mit einem ganz besonderen Highlight neue Wertigkeit verleihen. Ausgehend von den 3 Geschossdecken des Bestandes, die bereits dreieckige Ausschnitte besitzen, wurde eine erste Grundform entwickelt. Durch gerade Verbindungskanten entstand ein Körper mit planaren Flächen, die abgewinkelt zueinander die Außenhülle bilden. Die innere Hülle folgt dem gleichen Prinzip, verzieht aber die Linien, so dass die Deckenkanten weniger erkennbar sind.

Durch Ausschnitte in den jeweiligen Etagen wird der Körper aufgebrochen und gibt interessante Sichtachsen frei. Gleichzeitig dient das Objekt damit in zwei Etagen als Brüstung zum Atrium hin.

Gerade Flächen sind oftmals einfacher zu handhaben als 2D- oder 3D-geformte Flächen. Dieser Entwurf hatte es jedoch in sich. Durch die unterschiedlichen Schrägen der Außen- und Innenflächen ergeben sich keine parallelen Flächen. Alle Flächen sind schräg zueinander gestellt und ergeben ständig ändernde Querschnittsflächen. Daher musste eine Unterkonstruktion gefunden werden, die diese geometrische Vielfalt aufnehmen kann.

Eine Forderung der Gestalter war zudem, dass die notwendigen Bewegungsfugen so weit als möglich unsichtbar sind. Bewegungen der Verkleidung muss also die Unterkonstruktion aufnehmen. So entstand die Idee einer primären Unterkonstruktion, die alle Lasten auf das Bauwerk überträgt. Eine sekundäre Unterkonstruktion folgt der Verkleidungsfläche innen und ist beweglich auf der primären Unterkonstruktion fixiert. Leichte Bewegungen aufgrund thermischer Ausdehnung des Verkleidungsmaterials können so aufgefangen werden. Die nicht verbundenen Fugen der Verkleidung wurden in optische Ecken gelegt, so dass diese nahezu unsichtbar sind.

Die Umsetzung der Konstruktionsidee erforderte engste Zusammenarbeit mit allen Beteiligten. Statiker des Bestandes gaben Kenngrößen an, unsere Konstruktionsangaben flossen darin mit ein. Verwendete Materialien mussten wegen fehlender Zulassungen speziell getestet werden. Da diese Bauart ebenfalls durch bestehende Zertifikate nicht abgedeckt war, ließ sich eine Zustimmung im Einzelfall durch die Oberste Baubehörde nicht umgehen.

Alle diese Einzelschritte, bis hin zur Ausschreibung, den technischen Bietergesprächen, der Ausführungsplanung und der Montageüberwachung wurden durch 5D Engineering begleitet. Als dann die ersten Unterkonstruktionsteile montiert waren, die ersten Verkleidungsplatten angebracht, fiel uns auch ein Stein vom Herzen. Wir hatten die ganze Projektdauer an die Realisierung geglaubt. Dem Mut aller Mitstreiter (Architekten, Kunden, Fachplaner, Verarbeiter und Monteure) ist es zu verdanken, dass dieses großartige Projekt erfolgreich zu Ende geführt werden konnte und Kunde wie Besucher begeistert.